Titel von Elisabeth Escher. Another blog: https://bookofflorence.wordpress.com/
Samstag, 29. Oktober 2016
¶ herbst
Ich gehe an der geschlossenen Badezimmertür vorbei, die sich direkt neben meinem Kabinett befindet. Durch das gemusterte Glas dringt Licht und ich höre die Stimme meiner Mitbewohnerin. Sie spricht. Meist mit sich selbst, oder ihrem Hund, der mich anbellt, wenn ich nach Hause komme.
"Mahlzeit, Irmi", hörte ich sie letztens zu sich sagen. Ein spezieller Charakter mit dem ich mir diese Wohnung teile, aber auch sehr liebenswürdig und interessant.

Heute bin ich durch die Großstadtwälder gewandert, zusammen mit einer Studienkollegin. Die bunt verfärbten Blätter, lösten sich von den Bäumen und sanken in aufgeregten Drehungen zu Boden.
Die Luft war klar und angenehm, auf meinen frischgewaschenen Haaren, die wie die Blätter im Wind tanzten.



Montag, 24. Oktober 2016
Es geht so dahin. Mal finde ich mich im Hörsaal wieder, mal im Supermarkt, mal im Zug am Weg nach Hause oder im Bett unter den beiden Daunendecken. Ich weine, wenn ich mich einsam fühle und lache, wenn ich mit Freunden durch die Großstadt flaniere oder bei meiner Familie bin.
Geändert hat sich nicht viel. Ich stecke noch in meiner Orientierungsphase und versuche meine Kochkünste zu verfeinern.

Jenna



Freitag, 7. Oktober 2016
¶ ...
Was macht man, wenn man sich in einem Studium befindet, sich aber selbst nicht findet und die Worte der Professoren nur ein unangenehmes Hintergrundgeräusch sind?
Wenn man nicht nur an der Studienwahl zweifelt, sondern am Ganzen. Dem Studieren.



Freitag, 30. September 2016
"Du bist jetzt also ausgezogen?", fragte sie und ich nickte, mit einem breiten Lachen auf dem Gesicht.
"Meine Möbel sind schon aufgebaut und ich fühle mich richtig wohl hier in der Großstadt", fügte ich hinzu.

Was ich nicht sagte war, wie ich versuche nicht zu oft an zu Hause zu denken, wo ich so gerne bin, wo meine Eltern und ein gewohntes Umfeld sind. Das würde es schwieriger machen. Diesen Teil also blende ich aus und konzentriere mich auf die Großstadt, die mir mit all ihren verwinkelten Straßen und Gassen, Menschen und Freizeitangeboten zu Füßen liegt.
Es ist schön hier.

Heute Nachmittag hat mein Papa angerufen. Seine Stimme war belegt, sentimental traurig oder vielleicht nur angeschlagen, wegen einer Verkühlung. Es fiele ihm schwerer als gedacht, dass ich jetzt weg bin und auf einmal beginne er zu begreifen, wie es wohl für seine Eltern gewesen sein muss, als er ausgezogen ist und sich oft wochenlang nicht gemeldet hat. Ich melde mich alle paar Tage, aber das ist auch noch nicht oft genug.
Die letzten Jahre war ich immer zu Hause und habe mich nach Menschen gesehnt, die mich zwar auch vermissten, jedoch immer genug Neues um sich hatten, um dies auszublenden. Jetzt bin ich an der Reihe Neues zu entdecken.
Aber es ist schwer meine Eltern so zu erleben. Ganz egal wie normal dieser Prozess sein mag.
Es ist schwer.



Mittwoch, 7. September 2016
Die letzten zwölf Jahre war diese Woche eine ganz spezielle Woche. Zu Anfangs war da die Freude auf viel Neues, bald aber nur noch der schlimme Gedanke an ein neu beginnendes Schuljahr.
Heuer ist das nicht so.
Ich kann nicht beschreiben, wie sehr ich mich befreit fühle, wie glücklich es mich macht, am nächsten Montag nicht in diesen Albtraum zurück zu müssen.
Obwohl auch jetzt einige Dinge nicht so ganz rund laufen, ist es doch eine der besten Zeiten seit Langem.

Draußen scheint die Sonne, ein angenehmer Wind fährt durch die, bereits abfallenden Blätter und es fühlt sich gut an.



Sonntag, 28. August 2016
Ich pendle. Zwischen Noch-Heimatort und Zukunfts-Heimatort, auf der Suche nach einem freien Zimmer.
Die erwartete Erholung, die ich mir nach meinem Schulabschluss erhofft habe, bleibt aus. Es ist nicht so wie ich es mir vorgestellt habe und in all dem Stress, fahren meine Eltern auf Urlaub und sind einfach nicht da, wo ich doch gerne ihren Rat hören würde. Schön, dass es zumindest im Zukunfts-Heimatort auch Familie gibt, die mich ersatzweise aufnimmt, solange ich noch kein zu Hause dort habe.

Meine Großeltern geben ihren Garten auf. Ein Ort, der einfach zu ihnen gehört und der für mich ein großes Stück Kindheit bedeutet.
So rinnt die Zeit dahin und ich bin ein bisschen sentimental.



Mittwoch, 10. August 2016
Während ich die letzten Tage zwischen den Seiten des neuen Harry Potter Buches gefangen war, welche sich wie das Heimkommen nach einer langen Reise anfühlten, bin ich jetzt selbst am Schreiben. Eine Woche lang, mit anderen jungen Leuten gemeinsam schreiben und kritisieren wir, überarbeiten und diskutieren wir.
Es ist eine schöne Zeit und tut gut.



Mittwoch, 27. Juli 2016


Ich habe meine Freiheit gewonnen. Ich bin offiziell keine Schülerin mehr. Und die süßen Töne dieses Stücks lassen mich den Abend und die folgenden, in meiner Losgelöstheit von allem Zwang der letzten Schuljahre, genießen.



Sonntag, 17. Juli 2016
Ich möchte meine Freizeit zurück.
Also setze ich mich wieder an meine Lernsachen.
Als ich erfahren habe, dass ich die Matheprüfung, aufgrund meines Noteneinspruches, in zwei Wochen wiederholen darf, fiel ich wieder in dieses Loch. Dort unten ist es dunkel und leer. Alleine sitze ich dort und höre Stimmen, die mir zuflüstern, dass ich es nicht schaffe.
Aber ich möchte aus diesem Loch kommen und heute habe mich sagen hören, dass ich es schaffe. Ich lerne und werde mit Freizeit belohnt werden.
Zum Schreiben komme ich selten diese Tage, aber das muss warten.
Ich möchte es schaffen.



Montag, 27. Juni 2016
¶ wasser
Mit Wasser hatte ich noch nie gute Erlebnisse. Es ist ein so kräftiges Element und auch am diesjährigen Festival, war es uns nicht gut gesinnt.
Zuerst regnete es nur und wir freuten uns auf die Abkühlung, während wir bei einem meiner Lieblingskünstler, Tom Odell, standen. Dann begann es zu hageln und zu gewittern, die Campingplätze und das Bühnengelände wurden evakuiert und alle sollten sich zu ihren Autos begeben.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Angst.
Als ich im Auto sitzend, dem Hagel und sintflutartigen Regen lauschend, das Kondenzwasser von der Scheibe wischte, sah ich das Nebenauto bis fast über die Reifen im Wasser stehen.
Ab diesem Moment hatte ich Angst.
Wir sind aus der mit Wasser gefüllten Grube wieder heraus gekommen und waren alle in Sicherheit. Wir konnten sogar wieder Späße machen.
Unser Zelt aber war in der Zwischenzeit geflutet worden und wir übernachteten zu fünft im Auto.
Nachdem wir 200 Euro für das Festival bezahlt hatten, fuhren wir am zweiten Tag, nach nur drei Bands wieder nach Hause. Nasses Gewand im Kofferraum, Bilder von Wasser und verwüsteten Zeltstädten im Kopf.

Spaß hatten wir trotzdem und ich muss sagen, für Tom Odell hat es sich sogar fast ausgezahlt.
Aber jetzt bin ich froh, dass ich wieder sicher zu Hause bin. Morgen müssen wir uns dann um das verdreckte Auto kümmern und dieses putzen....