Titel von Elisabeth Escher. Another blog: https://bookofflorence.wordpress.com/
Freitag, 24. November 2017
Ich knie mich auf den Boden, beuge mich vor, um unter das Bett greifen zu können und ziehe einen weißen Pappkarton darunter hervor. Einige Staubflocken tanzen vom Deckel und ich öffne ihn.
Er ist mit Briefen gefüllt, die ich schon zwei Mal übersiedelt habe.
Ich denke nicht an einen bestimmten Brief, sehe alle nur kurz durch, bis ich bei einigen hängen bleibe.
Eine Freundin in der Unterstufe schrieb sie mir, mit echter Tinte auf Papier, wie es heute nur noch so selten jemand tut.
Diese Briefe erinnern mich manches Mal an diese besondere Freundschaft, werfen mich zurück und lassen mich melancholisch verweilen. Ich erinnere mich so gut an dieses Mädchen, welches meine Worte so wunderbar verstand, welches selbst so poetisch schrieb und mir tatsächlich Briefe zukommen ließ.
Ich habe durch sie zu meinem Schreiben gefunden, so wird es mir gerade bewusst, da sie die erste war der ich meine Texte zeigen konnte und wusste sie würde etwas damit anfangen können.
Ich bin seither keinem solchen Menschen mehr begegnet, dem ich soweit vertraue und fast suche ich bei jeder neuen Begegnung, nach Anzeichen dafür, wieder eine solche Freundschaft aufbauen zu können. Eine Freundschaft, in der man sich Briefe schreibt.
Ich lese die Zeilen, die sie mir schrieb, die Gedichte und Texte, die sie beilegte.

Diese Freundschaft ist nun so lange her und ich habe so viele Gedanken an sie gerichtet, weil es mich einfach nicht los lässt.
Heute schreibt sie nicht mehr, das hat sie mir bei einem kurzen Austausch vor einigen Jahren erzählt. Sie sieht so anders aus, dass ich sie auf der Straße womöglich gar nicht gleich erkennen würde und ich frage mich, ob da noch irgendwo das Briefeschreibende Mädchen in ihr steckt.
Fast wünschte ich sie könne dies hier lesen und würde darauf antworten. Aber vielleicht würde es mich auch nur enttäuschen, weil sie sich schon lange von dieser Freundschaft verabschiedet hat.

Hin und wieder also schreibe ich über dieses Mädchen, welches etwas in mir zurückgelassen hat. Ich kann so oft versuchen damit abzuschließen wie ich will, die Erinnerung, die mich traurig stimmt, kommt doch wieder zurück.
Ich glaube ich habe mich nie bei ihr bedankt, für die besondere Freundin, die sie mir war, bis wir irgendwann zwei vollkommen unterschiedliche Leben führten und uns nicht mehr trafen.



Samstag, 18. November 2017
Ich erlebe viel, aber verspüre keinen Drang es nieder zu schreiben. Es ist wohl eine Phase, oder das langsame auslaufen meiner Schreibmotivation.
Aber aufgegeben habe ich es noch nicht, vielleicht brauche ich nur einfach diese Zeit, um mich neu zu orientieren, um mit meinem Geschriebenen wieder zufrieden sein zu können.

Ich freue mich von euch zu hören, vielleicht habt ihr ja ein paar inspirierende Ideen für mich...
Alles Liebe,
Jenna



Samstag, 16. September 2017
In den Himmel geblickt, sah man keine Sterne über der Großstadt. Dafür leuchtete sie selbst zu hell.
Ich überquerte die Straße, zog bereits den Schlüssel aus der Tasche und freute mich auf einen gemütlichen Abend, nach einem ereignislosen Nachmittag in der Arbeit.
Musik schwang durch die Luft und übertönte das Brummen des Verkehrs.
Direkt gegenüber meiner Haustür erkannte ich Menschen in eine Gasse strömen und eine Bühne.
Ein Fest.
Die abenteuerlustige Seite in mir blühte sofort auf und wollte sehen, was dort vor sich ging. Etwas anderes in mir, wollte sich nicht alleine durch Menschenmengen drängen, wollte lieber in die sicheren Wände der Wohnung kehren. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und zog die Tür auf.
Doch dann ließ ich sie zufallen, drehte mich um und ging auf die Musik zu.
Da waren Menschen die lachten, die tanzten, die aßen und tranken.
Immer weiter hinein bewegte ich mich, zwischen den feiernden Leuten, Lebensmittel- und Handwerksständen hindurch. Ich tauchte ein.
Ein Kribbeln breitete sich in mir aus und ich fühlte mich wie ein kleines Kind, welches etwas Neues entdeckt.
Ein Buchcafé auf der linken Straßenseite. Es war die ganze Zeit hier gewesen, während ich das Internet durchforstet hatte auf der Suche nach einem eben solchen Café. Ein Vintagekleidergeschäft und eine Hose von dort, wie ich sie auch schon seit langem suchte.
So trieb ich mit den anderen Menschen durch das Gassenfest und spürte die Freude eines Herbstabends, der mir die Lustlosigkeit und Unsicherheit nahm.
Seltsam wie manchmal einfach alles zusammen passt.